World War I,Schreiben des Grafen Szögyény an Grafen Berchtold II, 78. Immediatvortrag des Grafen Berchtold, 27. Juli 1914

W i e n , den 27. Juli 1914            

A l l e r g n ä d i g s t e r   H e r r !
Ich nehme mir die ehrerbietigste Freiheit, Euer Majestät in der Anlage den Entwurf eines Telegrammes an das serbische Ministerium des Äußern zu unterbreiten, welches die Kriegserklärung an Serbien enthält und erlaube mir alleruntertänigst anzuregen, Euer Majestät wollen geruhen, mich zu ermächtigen, dieses Telegramm morgen früh abzusenden und die amtliche Verlautbarung der Kriegserklärung in Wien und Budapest gleichzeitig zu veranlassen.
Mit Rücksicht auf die dem k. u. k. Gesandten Baron Giesl am 25. 1. M. durch Herrn Pašic übergebene, sehr geschickt verfaßte Antwortnote der serbischen Regierung, welche inhaltlich zwar ganz wertlos, der Form nach aber entgegenkommend ist, halte ich für nicht ausgeschlossen, daß die Tripleententemächte noch einen Versuch machen könnten, eine friedliche Beilegung des Konfliktes zu erreichen, wenn nicht durch die Kriegserklärung eine klare Situation geschaffen wird.
Einer Meldung des 4. Korpskommandos zufolge haben serbische Truppen von Donaudampfern bei Temes-Kubin gestern unsere Truppen beschossen und es entwickelte sich auf die Erwiderung des Feuers hin ein größeres Geplänkel. Die Feindseligkeiten sind hiemit tatsächlich eröffnet worden und es erscheint daher um so mehr geboten, der Armee in völkerrechtlicher Hinsicht jene Bewegungsfreiheit zu sichern, welche sie nur bei Eintritt des Kriegszustandes besitzt.
Die Notifikation des Kriegszustandes an die neutralen Mächte würde, vorbehaltlich der allerhöchsten Genehmigung Euer Majestät, gleichzeitig mit der Kriegserklärung an deren hiesige Vertreter ab gesendet werden.
Ich erlaube mir zu erwähnen, daß Seine k. u. k. Hoheit der Oberkommandant der Balkan-Streitkräfte, Erzherzog Friedrich, sowie der Chef des Generalstabes gegen die Absendung der Kriegserklärung morgen vormittag nichts einzuwenden hätten.
In tiefster Ehrfurcht (Gez.) Berchtold
Ich genehmige den beiliegenden Ent- wurf eines Telegrammes an das ser- bische Ministerium des Äußern, welches die Kriegserklärung an Serbien enthält, und erteile Ihnen die erbetene Er- mächtigung.
B a d - I s c h l , am 28. Juli 1914
(gez.) Franz Joseph .
E n t w u r fVgl. [[II, 97. Graf Berchtold an das königlich serbische Ministerium des Äußern (Kriegserklärung), 28. Juli 1914|II, Nr. 97]], und [[III, 26. Immediatvortrag des Grafen Berchtold, 29. Juli 1914|III, Nr. 26]].
Telegramm in claris an das königliche Ministerium des Äußern in
Belgrad eventuell Kragujevac

Wien, am 28. Juli 1914

Le Gouvernement Royal de Serbie n'ayant pas répondu d'une manière satisfaisante à la Note qui lui avait été remise par le Ministre d'Autriche-Hongrie à Belgrade à la date du 23 juillet 1914, le Gouvernement Impérial et Royal se trouve dans la nécessité de pourvoir lui-même à la sauvegarde de ses droits et intérêts et de recourir à cet effet à la force des armes, et cela d'autant plus que des troupes serbes ont déjà attaqué près de Temes-Kubin un détachement de l'armée Impériale et Royale. L'Autriche-Hongrie se considère donc de ce moment en état de guerre avec la Serbie.
Le Ministre des Affaires Etrangères d'Autriche-Hongrie

Comte Berchtold

Vidi:
(gez.) Franz Joseph.
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Last Updated: November 11, 2015